Die Nunca Mais Brasilientage

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Am 31. März 2014 jährt sich der Militärputsch in Brasilien zum fünfzigsten Mal. In der über 20 Jahre währenden Diktatur waren Repression, Folter und das „Verschwindenlassen“ von Gegner/innen der Militärregierung an der Tagesordnung. Die deutsch-brasilianische Initiative Nunca Mais - Nie Wieder organisiert in diesem Rahmen eine mehrmonatige Veranstaltungsreihe: die Nunca Mais Brasilientage.

Schwerpunkte sind u.a. der aktuelle Stand der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen und die deutsch-brasilianischen Beziehungen während der Diktatur. Von März bis Juni 2014 wird es in Berlin, Köln, Frankfurt und vielen anderen deutschen Städten Filmreihen und Ausstellungen, Workshops und Gesprächsrunden mit namhaften Expert/innen und Zeitzeug/innen geben. Parallel findet eine ähnliche Veranstaltungsreihe in Brasilien statt.

Die Initiative Nunca Mais – Nie Wieder ist ein 2013 gegründeter Zusammenschluss zur Organisation und Durchführung der Nunca Mais Brasilientage. Die Initiative besteht aus mehr als 25 Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen sowie vielen Einzelpersonen.

 

Unter dem Dach der Heinrich-Böll-Stiftung finden im Rahmen der Nunca Mais Brasilientage vier Veranstaltungen statt.
 

08.04.2014, 19.30 -21.30: Strahlende Geschäfte - Das deutsch-brasilianische Atomabenteuer

Noch zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur 1975 schlossen Deutschland und Brasilien ein Abkommen zur Kooperation in der zivilen Nutzung der Atomenergie. Trotz des deutschen Atomausstiegs ist dieses bis heute in Kraft. Atomgegner und -gegnerinnen sehen genug Gründe, die Atomkooperation zu beenden: Intransparenz des Atomgeschäfts, Menschenrechtsverletzungen und drohende Gefahren der Nuklearenergie. In einer deutsch-brasilianischen Kampagne zur Aufhebung des Abkommens fordern sie, die nächste Kündigungsfrist im November 2014 nicht wieder verstreichen zu lassen. Gemeinsam mit unseren Gästen wollen wir die Hintergründe des Atomvertrags, aktuelle Interessen der Regierungen und Möglichkeiten des Ausstiegs diskutieren.

 

09.04.2014, 10.00 – 16.00: Workshop: Konzeptionen von Gedenkstätten im internationalen Vergleich: Brasilien und Deutschland

Dieser Workshop führt Akteure und Akteurinnen aus Brasilien und Deutschland zum Thema Erinnerungskultur und historische Aufarbeitung von Geschichte zusammen. Im Dialog können sich die Teilnehmer/innen über Ideen zu Gestaltung und Konzeption von Gedenkstätten austauschen.

10.04.2014, 19.30 -21.30: 50 Jahre nach der Militärdiktatur - Juristische und psychologische Aufarbeitung von Repression und Folter in Brasilien

Im Mai 2012 setzte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff die Nationale Wahrheitskommission ein. Aufgabe der Kommission ist es, die gewalttätige Vorgehensweise der Militärs während der Diktatur zu untersuchen und Ansätze für die Aufarbeitung aufzuzeigen. Die Gäste diskutieren die Wirkung und Arbeit der Kommission und erörtern dabei Chancen und Grenzen der rechtlichen und psychologischen Aufarbeitung.

02.07.2014, 19.30 – 21.30: Der Staudamm Belo Monte und das Erbe der Militärdiktatur

Der Bau des Staudamms Belo Monte am Fluss Xingu im nordbrasilianischen Pará schreitet trotz zahlreicher anhängiger Klagen bei brasilianischen Gerichten voran. Die Regierung schafft mit dem Weiterbau vollendete Tatsachen und beruft sich dabei auf ein Gesetz aus der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur. Mit dem Verweis auf dieses Rechtskonstrukt setzt sie verfassungsrechtlich vorgesehene Prinzipien bei höherwertigen nationalen Interessen außer Kraft. Mit den Referenten werden wir der Frage nachgehen, ob und wieweit der Bau von Megaprojekten wie dem Staudamm Belo Monte mit demokratischen Prinzipien vereinbar ist, die oftmals gegen den ausdrücklichen Willen der lokal betroffenen Bevölkerung gebaut werden.

 

Zum Gesamtprogramm der Nunca Mais Brasilientage